KI-basierte Übersetzungen - 3 Fragen an

Marco Appel, Business Development

Marco Appel, was versteht man unter KI-basierten Übersetzungen?

MA: Künstliche Intelligenz ist ein wesentlicher Teil des Übersetzungsalltags geworden und nicht mehr wegzudenken. KI-basierte Übersetzung heisst eigentlich nichts anderes, als dass eine Vorübersetzung durch Intelligent Machine Translation erstellt wird und anschliessend unsere Fachübersetzenden in ihrer Muttersprache (= Zielsprache) ein Post-Editing gemäss ISO-18587 inklusive eines Qualitätschecks durchführen. Im Anschluss wird die Übersetzung einer zusätzlichen Revision gemäss ISO-17100, «4-Augen-Prinzip», unterzogen. So erhalten unsere Kundinnen und Kunden am Schluss ein Produkt, eine Übersetzung, die eine nahezu vergleichbare Qualität wie eine Humanübersetzung erzielt.

Ob ein Text besser maschinell vorübersetzt und nachbearbeitet oder doch komplett von einer Fachperson übersetzt wird, hängt von der Textsorte (Social Media, Vertrag, Fachpublikation, Präsentation usw.), dem Verwendungszweck und dem Zielpublikum ab. Grundsätzlich kann eine KI-basierte Übersetzung mit entsprechender humaner Qualitätssicherung in sehr vielen Fällen bereits sehr gute Ergebnisse liefern. Allerdings gibt es auch Textsorten, bei denen eine besondere Expertise gefragt ist. Ich denke hier zum Beispiel an Botschaften zwischen den Zeilen oder an Texte, die besonders viel interkulturelle Kompetenz verlangen. Hier kommt KI an ihre Grenzen und erfordert die Expertise und Finesse unserer Fachübersetzerinnen und -übersetzer, die nicht nur einen Text von Sprache A in Sprache B übersetzen, sondern sogenannte Transkreationen erstellen: eine Übersetzung, die in der Zielsprache und der Zielkultur exakt die gleiche Wirkung wie in der Originalsprache und der Ausgangskultur entfaltet. Daher besprechen wir immer im Voraus mit unserer Kundschaft, was Sinn macht und was nicht, und gehen auf die individuellen Bedürfnisse und vor allem das Ziel jeder Übersetzung ein.

Welchen Mehrwert haben KI-basierte Übersetzungen für unsere Kundinnen und Kunden?

MA: Für die Kundschaft bringt ein KI-basierter Ansatz mehrere Vorteile:

1. Kosten / Volumen

Einerseits sind die Übersetzungskosten geringer, andererseits ist der ganze Übersetzungsprozess auch weniger zeitintensiv. Das heisst, es kann bedeutend mehr Volumen in kürzerer Zeit übersetzt werden.

2. Firmenspezifische Terminologie und Translation Memory

Ein grosser Mehrwert sind bei uns die im System hinterlegte unternehmensspezifische Terminologie und die Translation Memory. Der Ausgangstext wird jeweils auf Segmente heruntergebrochen, die übersetzt und anschliessend im «Translation Memory» abgespeichert werden. Folgt später eine neue Übersetzung von derselben Kundin oder demselben Kunden, überprüft unser System, ob ähnliche Segmente bereits übersetzt wurden. Je nach Übereinstimmung mit den früher übersetzten Segmenten gibt es dann «Kontext-Matches», «100 % Matches», usw., welche zum einen die Arbeit der Übersetzerinnen und Übersetzer erleichtern und zum anderen auch für mehr stilistische Konsistenz und terminologische Stringenz bei den Übersetzungen sorgen. Und letztlich gehen die Matches auch mit dem Vorteil einher, dass die Kosten reduziert werden (was bereits übersetzt ist, muss ja nicht noch einmal übersetzt werden). Im Kontext mit der KI-basierten Übersetzung wird somit als erster Schritt die Translation Memory abgefragt und erst dann, wenn dort nichts gefunden wird, kommt KI zum Einsatz und übersetzt den Text.

Zusätzlich können uns die Kundinnen und Kunden ein Glossar zustellen, oder es wird eines von unseren Übersetzerinnen und Übersetzern angelegt und gepflegt. Auf Wunsch können auch unsere Projektmanagerinnen und -manager die Glossar-Pflege und/oder das Terminologie-Management übernehmen. Existiert ein solches Glossar, wird dies beim Post-Editing und bei der Revision beachtet und in den Arbeitsprozess integriert. Hierfür bedarf es aber eines Human-Centered-Ansatzes, das heisst die Überprüfung der Übersetzung und die Integration des Glossars erfolgt auf humaner Basis.

Auf diese Weise gewährleisten wir eine sehr stringente Terminologie und den firmenspezifischen Stil – Übersetzung für Übersetzung, Auftrag für Auftrag.

3. Stammübersetzerinnen und Stammübersetzer für den Firmenstil

Wir setzen für jede Kundin, jeden Kunden Stammübersetzerinnen und -übersetzer ein. Das heisst, diese Übersetzerinnen und Übersetzer sind explizit für dieses spezifische Unternehmen zuständig. Sie kennen somit die Kundschaft, die Terminologie, die Zielgruppe, den Kommunikationsstil. Die Auswahl der passenden Übersetzerinnen und Übersetzer erfolgt in sehr enger Absprache mit unserer Kundschaft und auf Basis mehrerer Stilproben und Testübersetzungen – denn Übersetzungen sind immer Vertrauenssache.

4. Datenschutz und Verantwortung

Alle kennen frei zugängliche Artificial-Intelligence(AI)-Tools wie beispielsweise ChatGPT oder DeepL. Alles gut und recht, aber lässt man dort beispielsweise sensitive Texte übersetzen, ist der Datenschutz nur bedingt sichergestellt. Somit sind diese Tools völlig ungeeignet, um vertrauliche Informationen zu bearbeiten (Datenschutz). Wir arbeiten mit zwei Tools auf einer schweizbasierten Cloud mit doppeltem Verschlüsselungsverfahren und gewährleisten somit die Sicherheit der teils hochsensiblen Daten. Syntax gewährleistet aber nicht nur Compliance und höchsten Datenschutz, sondern übernimmt auch die Verantwortung der übersetzten Inhalte. Bei den frei zugänglichen AI-Tools gehen diese Aspekte sehr schnell vergessen. Durch den Einsatz humaner Fachübersetzerinnen, Lektoren und Revisorinnen übernehmen wir für die Inhalte der KI-basierten Übersetzung Verantwortung und gewährleisten höchste Qualität und Richtigkeit.

Was ist eigentlich die Rolle unserer Projektmanagerinnen und -manager und im spezifischen deine Funktion im Business Development?

MA: Unsere Projektleiterinnen und -leiter nehmen neben dem klassischen Projektmanagement auch eine Beratungsfunktion ein, um zusammen mit unserer Kundschaft die ideale Lösung zu finden. So können wir unsere Kundschaft optimal unterstützen. Konkret heisst das, dass wir zuhören, um die Bedürfnisse zu verstehen, und ausführlich beraten, um gemeinsam die beste Lösung zu finden. Unsere Projektmanagerinnen und -manager lernen die Kundinnen und Kunden kennen, verstehen deren Sprachstil, begreifen die unterschiedlichen Zielgruppen und -kulturen. Es braucht unser menschliches Geschick und die nötigen Emotionen, die Botschaft unserer Kundinnen und Kunden optimal zu transferieren.

Nun zu mir. In der Vergangenheit war ich als öffentlich bestellter und gerichtlich vereidigter Übersetzer und als Dolmetscher, zum Beispiel in der Rechtsvertretung der Bundesasylzentren, tätig. Meine Dreisprachigkeit (Englisch, Deutsch, Spanisch) konnte ich dank meiner beiden Studienabschlüsse, nämlich der Staatsprüfung für Übersetzer und dem Double-Degree Bachelor of Arts in Translation, professionalisieren. Aktuell absolviere ich den Master in Management & Leadership an der Hochschule für Wirtschaft Zürich. In meiner Rolle als Business Development Executive bin ich die zentrale Schlüsselstelle zwischen den Projektmanagerinnen und -managern und der Geschäftsleitung. Vor dieser Funktion war ich Projektmanager bei Syntax und kenne dadurch sämtliche Prozesse, was mir bei meinen aktuellen Tätigkeiten sehr entgegenkommt. Neue Kundinnen und Kunden beraten und onboarden, bestehende Dienstleistungen weiterentwickeln sowie neue entwickeln und implementieren – dies gehört zu meinen Haupttätigkeiten. Dabei verfolge ich stets die wirtschaftlichen, technischen und gesellschaftlichen Entwicklungen und bin gleichzeitig sehr nahe an der Kundschaft und deren Bedürfnissen: Wir entwickeln das, was die Kundschaft braucht und bleiben dabei immer am Puls der Zeit. KI spielt hier natürlich eine zentrale Rolle, aber nicht nur. Beispielsweise wurde als neuste Dienstleistung das Genderkorrektorat implementiert, bereits mit einem Grossauftrag. Im Rahmen dieses ersten Projekts wurde ein Leitfaden für inklusive Sprache in einem Unternehmen entwickelt und in der Umsetzung gilt es nun, tausende Formulare in diversen Sprachen anzupassen. Ein riesiges Projekt mit fünfjähriger Laufzeit. Jedes Unternehmen hat einen anderen Anspruch. Mit unseren individuellen und auf das jeweilige Unternehmen zugeschnittenen Leitfäden zeigen wir Möglichkeiten für die Umsetzung auf, die wiederum in die eigene Corporate Language integriert werden. Die kulturellen Unterschiede sind dabei nicht ausser Acht zu lassen. Die Art und Weise, wie eine Gendersprache in der Schweiz umgesetzt wird, ist nicht identisch mit der Art und Weise, wie das in Lateinamerika gehandhabt wird. Wir gehen auf die Kundinnen und Kunden ein, analysieren die jeweilige Situation und begleiten sie auf diesem Weg.